Was ist adaptives Lernen? Definition, Beispiele und Tipps

Stellen Sie sich ein Lernsystem vor, das sich automatisch an die Bedürfnisse und das Tempo jedes Einzelnen anpasst – egal ob im Büro oder im Klassenzimmer. Adaptives Lernen macht genau das möglich. Unternehmen können damit Mitarbeiterschulungen so gestalten, dass sie auf jeden Mitarbeitenden zugeschnitten sind, was den Lernprozess effizienter und motivierender macht. Gleichzeitig ermöglicht es Schulen und Universitäten, Lerninhalte individuell auf die Stärken und Schwächen der Lernenden abzustimmen. In diesem Artikel zeigen wir die Vor- und Nachteile des adaptiven Lernens, erklären seine Funktionsweise und geben praktische Tipps, wie Sie diese Lernform gezielt in der Praxis einsetzen können!

Caroline
Content Manager & HR-Beauftragte
Veröffentlicht am
Aktualisiert am
Lesedauer 9 Minuten

Inhaltsverzeichnis

  1. Was is adaptives Lernen? Definition
  2. Wie genau funktioniert adaptives Lernen?
  3. Was sind Vor- und Nachteile von adaptivem Lernen? 
  4. Wie ein LMS adaptives Lernen unterstützen kann

Was ist adaptives Lernen? Definition

Daten sind das Herzstück des adaptiven Lernens

Im Gegensatz zu klassischen Lernansätzen, bei denen alle Lernenden dasselbe Material im gleichen Tempo durchlaufen, ermöglicht adaptives Lernen individuelle Fortschritte. Sie bestimmen selbst, wie schnell oder langsam Sie vorankommen, und das System passt sich Ihren Bedürfnissen an!

Daten sind das Herzstück des adaptiven Lernens. Sie tracken, wo Sie gerade stehen, und liefern Ihnen genau die Inhalte, die Sie brauchen – egal ob Sie noch an bestimmten Herausforderungen feilen oder Ihre Stärken weiter entfalten wollen.

Künstliche Intelligenz und smarte Tools machen das Ganze noch effizienter, indem sie den Lernprozess ständig optimieren und anpassen.

Wie genau funktioniert adaptives Lernen?

Um das adaptive Lernen besser zu verstehen, werfen wir einen kurzen Blick hinter die Kulissen: Welche Mechanismen stecken dahinter, und wie sorgt eine Technologie für adaptives Lernen dafür, dass sich Ihr Lernpfad ständig an Ihre individuellen Bedürfnisse anpasst?

1. Einstieg: Diagnose des Lernniveaus

Das adaptive System startet mit einer Bestandsaufnahme. Mit ersten Tests oder Aufgaben wird herausgefunden, wie viel die Lernenden bereits wissen.

Beispiel im Arbeitskontext:

In einem Mitarbeiterschulungsprogramm für Projektmanagement könnte das System checken, ob die Teilnehmenden schon mit Scrum oder Kanban vertraut sind.

Diejenigen, die sich schon auskennen, bekommen dann herausfordernde Aufgaben zu Themen wie Projektoptimierung oder Teamführung.

Anfänger starten dagegen mit den Grundlagen des agilen Arbeitens, damit sie eine solide Basis haben, bevor sie zu komplexeren Themen übergehen.

Beispiel im Schulkontext:

In der Schule könnte ein Mathematikprogramm zunächst ein paar grundlegende Aufgaben stellen, um zu sehen, ob ein Schüler das Basiswissen sicher beherrscht oder noch Lücken hat. Wer schon fit ist, bekommt schwierigere Aufgaben, während andere noch an den Grundlagen arbeiten, bis alles sitzt.

2. Personalisierte Inhalte

Nachdem das System den Lernstand erfasst hat, geht es ans Eingemachte: Die Inhalte werden passgenau auf die Lernenden abgestimmt. Wer die ersten Aufgaben leicht meistert, bekommt anspruchsvollere Herausforderungen. Wer allerdings noch etwas Übung braucht, bekommt zusätzliche Unterstützung auf einem einfacheren Niveau.

Beispiel im Arbeitskontext:

In einer Vertriebsschulung könnte das System erkennen, dass einige Teilnehmende bereits in der Verhandlungsführung fit sind.

Diese Gruppe bekommt dann komplexere Aufgaben wie internationale Verhandlungsszenarien oder strategische Verhandlungsansätze.

Diejenigen, die noch am Anfang stehen, üben erst mal die Grundlagen, wie Bedarfsanalyse oder den Umgang mit Einwänden – bevor es in die fortgeschrittenen Themen geht.

Beispiel im Schulkontext:

In der Schule könnte ein Mathematikprogramm ähnlich vorgehen: Ein Schüler, der die Grundrechenarten im Schlaf beherrscht, darf sich an kniffligeren Aufgaben wie algebraischen Gleichungen versuchen. Wer hingegen bei der Bruchrechnung noch wackelt, bekommt zusätzliche Aufgaben und anschauliche Erklärungen, um die Grundlagen sicher zu festigen.

3. Echtzeit-Feedback

Ein wesentliches Element ist das unmittelbare Feedback. Wenn eine Aufgabe richtig gelöst wird, geht es direkt zur nächsten, anspruchsvolleren Stufe.

Beispiel im Arbeitskontext:

Stellen Sie sich vor, Sie machen ein Schulungsprogramm im Projektmanagement. Nachdem Sie erfolgreich eine Aufgabe zur Ressourcenplanung abgeschlossen haben, bekommen Sie sofort die nächste, etwas kniffligere Herausforderung. Haben Sie einen Fehler gemacht?

Kein Problem! Das System gibt Ihnen sofort detaillierte Hinweise, wie Sie die Ressourcen besser zuordnen können, und bietet Ihnen zusätzliche Übungen, damit Sie es beim nächsten Mal perfekt hinbekommen.

Beispiel im Schulkontext:

In einem Sprachlernprogramm könnte das Feedback genauso direkt sein. Haben Sie ein Verb falsch konjugiert? Das Programm zeigt Ihnen sofort die richtige Form und fordert Sie auf, den Satz noch mal zu versuchen. So wird der Fehler direkt behoben und Sie festigen das Gelernte sofort.

4. Anpassung des Lernpfads

Während des gesamten Lernprozesses sammelt das System kontinuierlich Daten darüber, wie gut die Lernenden vorankommen. Es erkennt dabei nicht nur die Stärken und Schwächen.

Beispiel im Arbeitskontext:

In einem Führungskräftetraining könnte das System herausfinden, dass ein Mitarbeiter bei der Entscheidungsfindung stark ist, aber im Konfliktmanagement öfter mal strauchelt.

In diesem Fall bietet das System gezielt zusätzliche Fallstudien oder Simulationen an, um genau diese Fähigkeit zu verbessern.

Gleichzeitig wird der Lernpfad für Entscheidungsfindung anspruchsvoller, mit komplexeren Szenarien, um die bereits starken Fähigkeiten weiter auszubauen.

Beispiel im Schulkontext:

Nehmen wir mal an, ein Schüler hat Algebra inzwischen super drauf, aber bei Geometrie ist noch Nachholbedarf. Das adaptive System registriert das und passt den Lernpfad automatisch an: Für Algebra gibt es fortgeschrittenere Aufgaben, wie quadratische Gleichungen. In Geometrie gibt es dagegen extra Übungen und interaktive Lektionen, damit die Grundlagen sitzen, bevor der Schüler zum nächsten Thema übergeht.

5. Integration unterschiedlicher Lernmethoden

Da nicht alle auf die gleiche Weise lernen, kombiniert adaptives Lernen oft verschiedene Formate:

  • Videos
  • Texte
  • Quizze
  • interaktive Spiele

Beispiel im Arbeitskontext:

In einer Vertriebsschulung könnte das System verschiedene Lernmethoden einsetzen, um sicherzustellen, dass alle Teilnehmenden die Inhalte optimal verstehen.

Zunächst könnte ein Video eine erfolgreiche Verkaufstechnik demonstrieren. Danach gibt es ein interaktives Rollenspiel, bei dem die Teilnehmenden die Technik in einer simulierten Verkaufssituation anwenden.

Um das Gelernte zu festigen, folgt ein Quiz, das sicherstellt, dass die wichtigsten Punkte wirklich verinnerlicht wurden, bevor es zu den nächsten, fortgeschritteneren Themen geht.

Beispiel um Schulkontext:

Ein Geschichtsprogramm könnte Lernenden zum Beispiel ein kurzes Video zu einem historischen Ereignis zeigen, gefolgt von einer interaktiven Zeitleiste und einem Quiz, um das Gelernte zu festigen.

6. Laufende Optimierung

Sobald ein Lernender einen Themenbereich vollständig durchdrungen hat, wird dieser als „abgeschlossen“ markiert. Das System verschwendet keine Zeit mehr damit und konzentriert sich stattdessen auf neue, unbekannte Themen, die noch zu meistern sind.

7. Motivationshilfen

Viele adaptive Lernsysteme setzen Gamification-Elemente ein

Viele adaptive Lernsysteme setzen Gamification-Elemente ein, um die Lernmotivation hoch zu halten. Beispielsweise könnten Lernende Punkte, Abzeichen oder Fortschrittsbalken bekommen, um ihre Erfolge sichtbar zu machen. Dies motiviert und sorgt für eine zusätzliche Belohnung im Lernprozess.

Beispiel im Arbeitskontext:

In einem Vertriebstraining könnten Mitarbeitende nach Abschluss bestimmter Module Punkte oder Auszeichnungen wie „Verhandlungsprofi“ oder „Kommunikationschampion“ sammeln. Diese Abzeichen zeigen nicht nur den Fortschritt, sondern motivieren auch, die nächste Herausforderung zu meistern und weitere Erfolge zu feiern.

Beispiel im Schulkontext:

In einer Lern-App könnten Schüler durch das erfolgreiche Lösen von Mathematikaufgaben Punkte sammeln, die sie in ein Ranking bringen. Mit jedem Level, das sie erreichen, sehen sie ihren Fortschritt in einem Balken und können sich über virtuelle Abzeichen freuen – von „Bruchrechenmeister“ bis „Gleichungskönig“.

Was sind Vor- und Nachteile von adaptivem Lernen?

Adaptives Lernen bringt viele Vorteile mit sich, hat aber auch einige Nachteile, die man nicht außer Acht lassen sollte.

Vorteile von adaptivem Lernen:

  1. Individuelles Lernen: Jeder bekommt genau die Inhalte, die zu seinen aktuellen Bedürfnissen passen. Das macht den Lernprozess effizienter und zielgerichteter.
  2. Flexibilität: Lernende können in ihrem eigenen Tempo vorangehen, was besonders vorteilhaft für unterschiedliche Lernstile ist.
  3. Motivationsfördernd: Durch personalisierte Lernwege und direkte Rückmeldungen bleibt die Motivation hoch. Erfolgserlebnisse sind schneller spürbar.
  4. Sofortiges Feedback: Lernfortschritte und Fehler werden direkt erkannt und das System passt sich in Echtzeit an, was den Lernprozess flüssiger macht.
  5. Zeitersparnis: Es wird nur das gelernt, was wirklich relevant ist, sodass keine unnötige Zeit für bekannte Inhalte verschwendet wird.

Nachteile von adaptivem Lernen:

  1. Technologieabhängigkeit: Adaptives Lernen benötigt moderne Technologien, die nicht immer zugänglich oder leicht zu bedienen sind.
  2. Weniger menschlicher Kontakt: Die digitale Ausrichtung kann den persönlichen Austausch mit Lehrkräften und Mitlernenden reduzieren.
  3. Hohe Kosten: Die Einrichtung und Wartung adaptiver Lernsysteme kann kostspielig und zeitaufwendig sein.
  4. Datenschutzrisiken: Durch die Sammlung und Analyse persönlicher Daten können Bedenken in Bezug auf den Schutz der Privatsphäre aufkommen.

Wie können Sie adaptives Lernen in Ihr Unternehmen einbinden?

Die Implementierung von adaptivem Lernen in Ihrem Unternehmen kann effizient gestaltet werden, indem Sie einige wichtige Schritte befolgen:

1. Zielgruppen und Bedarf identifizieren

Führen Sie eine Analyse durch, um festzustellen, welche Bereiche Ihrer Mitarbeitenden gezielte Schulungen benötigen. So können Sie Lerninhalte entwickeln, die auf spezifische Fähigkeiten und Wissen zugeschnitten sind.

2. Passende Lernplattform wählen

Wählen Sie eine adaptive Lernplattform, die einfach zu bedienen ist und sich leicht in Ihre bestehende Infrastruktur integrieren lässt. Stellen Sie sicher, dass sie datenbasiertes Lernen unterstützt, um personalisierte Lernpfade zu ermöglichen.

3. Personalisierte Lernpfade erstellen

Nutzen Sie die Technologie, um Lerninhalte dynamisch an den Fortschritt der Mitarbeitenden anzupassen. Je nach Wissensstand werden einfachere oder komplexere Themen angeboten, was den Lernprozess effizienter macht.

4. Daten nutzen und optimieren

Überwachen Sie kontinuierlich die Fortschritte Ihrer Mitarbeitenden und passen Sie die Lerninhalte an. Analyse-Tools helfen dabei, Schwachstellen zu erkennen und gezielt darauf einzugehen.

5. Unterstützung anbieten

Bieten Sie Ihren Mitarbeitenden Schulungen oder Hilfestellungen an, damit sie die Lernplattform optimal nutzen können.

Wie ein LMS adaptives Lernen unterstützen kann

Ein Lernmanagementsystem (LMS) ist eine Softwareplattform, die es Unternehmen, Beratern, Coaches und Bildungseinrichtungen ermöglicht, Lerninhalte zu erstellen, zu verwalten und zu verteilen.

Unser LMS, Easy LMS, bietet dabei eine benutzerfreundliche und flexible Lösung, um Lernprozesse einfach und effektiv zu gestalten.

Zu den wichtigsten Funktionen gehören:

  • Personalisierte Lernpfade können flexibel an den Lernfortschritt angepasst werden.
  • Lernfortschritt verfolgen: Mit interaktiven Tools wie Quizze und Tests wird der Fortschritt kontinuierlich überwacht und unterstützt.
  • Flexible Lerninhalte: Inhalte können in verschiedenen Formaten wie Videos, Texte oder interaktive Aufgaben bereitgestellt werden.
  • Maßgeschneiderte Schulungen: Coaches und Berater können eigene Onboardings, Schulungen und Workshops für verschiedene Gruppen steuern.
  • und noch vieles mehr

Nützliche Ressourcen

  1. Leaders
  2. Journal of International Business Studies 
  3. Smart learning environments 
  4. An analysis of the research on adaptive Learning 
  5. Neovation

FAQ: Häufig gestellte Fragen

  • Was sind adaptive Lernsysteme?
    Adaptive Lernsysteme sind digitale Plattformen oder Programme, die sich an das individuelle Lernverhalten und den Fortschritt der Lernenden anpassen. Sie nutzen Datenanalysen und künstliche Intelligenz, um den Lernstoff dynamisch anzupassen und personalisierte Lernpfade zu erstellen. Diese Systeme bewerten kontinuierlich, wie gut bestimmte Inhalte verstanden wurden, und passen darauf basierend das Schwierigkeitsniveau und die Lerninhalte an.
  • Was ist adaptives Denken?
    Adaptives Denken ist die Fähigkeit, flexibel auf neue oder unerwartete Herausforderungen zu reagieren und bestehendes Wissen anzupassen, um innovative Lösungen zu finden. Ein Beispiel wäre ein Projektmanager, der plötzlich mit einer Ressourcenknappheit konfrontiert ist und daraufhin schnell alternative Wege findet, um das Projekt trotzdem im Zeitrahmen zu halten, etwa durch Umverteilung von Aufgaben oder den Einsatz neuer Tools.
  • Was sind adaptive Lernplattformen?
    Adaptives Denken ist die Fähigkeit, flexibel auf neue oder unerwartete Herausforderungen zu reagieren und bestehendes Wissen anzupassen, um innovative Lösungen zu finden. Ein Beispiel wäre ein Projektmanager, der plötzlich mit einer Ressourcenknappheit konfrontiert ist und daraufhin schnell alternative Wege findet, um das Projekt trotzdem im Zeitrahmen zu halten, etwa durch Umverteilung von Aufgaben oder den Einsatz neuer Tools.
  • Was sind Beispiele von adaptivem Lernen?
    Adaptives Lernen findet in vielen Bereichen Anwendung. Ein Beispiel ist die Sprachlern-App Duolingo, die anhand der Fehler und Fortschritte des Nutzers den Schwierigkeitsgrad der Übungen anpasst. Wenn du eine bestimmte Art von Übung oft falsch machst, wird das System dir mehr Aufgaben dazu geben, bis du den Stoff sicher beherrschst. Ein weiteres Beispiel sind Lernplattformen wie Khan Academy, die personalisierte Matheaufgaben bieten. Das System analysiert, wo Schwächen liegen, und passt den Lernpfad entsprechend an. Lernende, die Themen schnell verstehen, bekommen schwerere Aufgaben, während andere mehr Unterstützung bei schwierigeren Themen erhalten.
  • Was ist der Unterschied zwischen adaptivem und generativem Lernen?
    Adaptives Lernen passt sich individuell an die Bedürfnisse der Lernenden an, basierend auf ihrem Fortschritt und ihren Schwächen. Es verwendet Daten und Algorithmen, um personalisierte Lernpfade zu erstellen und den Inhalt entsprechend anzupassen. Generatives Lernen hingegen bezieht sich auf das aktive Erstellen von Wissen durch die Lernenden selbst. Hier geht es darum, dass Lernende durch eigene Erfahrungen, Problemlösungen und kreative Ansätze neues Wissen generieren, anstatt nur auf vorgegebenen Inhalten zu basieren.

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