Was ist Beobachtungslernen? Definition, Beispiele und Tipps

Hatten Sie schon einmal das Gefühl, dass Sie durch einfaches Zusehen etwas völlig Neues gelernt haben? Viele Ihrer Lernenden nehmen Wissen einfach durch Beobachtungen am Arbeitsplatz auf.

Caroline
Content Manager & HR-Beauftragte
Veröffentlicht am
Lesedauer 8 Minuten

Beobachtungslernen ist ein natürliches Phänomen und ein Programm zur Konditionierung für den Unterricht

Beobachtungslernen ist ein natürliches Phänomen und ein Programm zur Konditionierung für den Unterricht. Die meisten herkömmlichen Lehrmethoden, die wir heute anwenden, beinhalten:

  • Direkte Erfahrung
  • Wiederholung
  • Bewertung
  • Bestrafung

Trotz der Popularität der modernen klassischen Konditionierungslehre geschieht ein Großteil des menschlichen Lernens indirekt. Denken Sie daran, wie Kinder Erwachsene bei ihren Interaktionen beobachten und deren Verhalten später nachahmen. Auf diesem Prinzip basiert auch Sozialisation. Wir beobachten und wiederholen Verhalten, wenn es uns sinnvoll erscheint. Mit anderen Worten: Beobachtungslernen steckt in unserer Natur.

Dieser Leitfaden erklärt, wie Sie Beobachtungslernen in Ihren Schulungen nutzen können.

Was ist Beobachtungslernen?

Beobachtungslernen ist eine Lernmethode, bei der das Verhalten einer anderen Person beobachtet und modelliert wird (auch Lernen am Modell genannt). Wenn wir die Handlungen von Menschen und ihre entsprechenden Einstellungen, Ausdrücke und Ergebnisse beobachten, dann betreiben wir Beobachtungslernen.

Es gibt unterschiedliche Studien darüber, wann Menschen auf natürliche Weise beginnen an Modellen zu lernen. Wahrscheinlich können Sie sich selbst nicht daran erinnern, wann Sie erstmals durch Beobachtung etwas gelernt haben!

Beobachtungslernen ist also ein natürliches Phänomen, das ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Natur ist. Es ist auch ein präzise definiertes psychologisches Phänomen mit wichtige Konzepten, die uns zu besseren Lehrern machen.

Wie lautet die psychologische Definition von Beobachtungslernen?

In der Studie „Role of symbolic coding and rehearsal processes in observational learning“ (Die Rolle der symbolischen Kodierung und der Übungsprozesse beim Beobachtungslernen) haben Bandura und Jeffrey die vier entscheidenden Komponenten des Beobachtungslernens identifiziert:

  1. Aufmerksamkeit
  2. Einprägung
  3. Motorische Reproduktion
  4. Motivation

Ohne sich zu sehr in Details zu verzetteln, sollten Sie ein paar Dinge über jeden der vier Schritte wissen, um in ihren eigenen Schulungen effektivere Lernerfahrungen zu schaffen.

Aufmerksamkeit

Je fokussierter die Lernenden sind, desto erfolgreicher die nächsten Schritte

Erstens: Je fokussierter die Lernenden sind, desto erfolgreicher führen sie die nächsten Schritte aus. Die Aufmerksamkeit hängt teilweise vom Verhalten des Lernenden ab, z. B. ob er gut geschlafen oder genug gegessen hat. Allerdings haben auch äußere Einflüsse einen großen Anteil.

Heutzutage müssen Lernende mit vielen Ablenkungen zurechtkommen. Moderne Lösungen haben aber auch spezielle Programme und Methoden, um mit diesen Herausforderungen umzugehen. Praktiken wie Microlearning helfen, die Aufmerksamkeit trotz der zahlreichen Ablenkungen und der von Natur aus kurzen Aufmerksamkeitsspannen aufrechtzuerhalten.

Einprägung

Als nächstes muss der Lernende die beobachteten Informationen im Gedächtnis behalten. Aus psychologischer Sicht ist dieser Schritt sehr einfach. Aber wie kann man als Trainer, Coach oder Lehrer den Lernenden helfen, sich an die Informationen zu erinnern?

Die Antwort auf die Frage nach dem Einprägen von Informationen hat oft etwas mit Wiederholung zu tun. Wir wissen beispielsweise, dass Personalschulungen ohne Wiederholung dazu führt, dass die Mitarbeiter die neuen Informationen innerhalb weniger Tage wieder vergessen.

Mit strategischen Ansätzen kann die natürliche Vergessenskurve überwunden werden:

  • Wiederholung des Lehrmaterials.
  • Timing Ihrer Unterrichtseinheiten, so dass sie nicht zu viel und zu früh sind.

Motorische Reproduktion

Nachdem wir ein neues Konzept gelernt oder eine Handlung beobachtet und verinnerlicht haben, müssen wir sie sensorisch reproduzieren, um sie wirklich zu verstehen. In der Praxis ist das oft leichter gesagt als getan.

Stellen Sie sich vor, Sie beobachten, wie Ihr Lieblingsfußballer ein traumhaftes Tor schießt. Sie können sich die Szene immer wieder in Zeitlupe ansehen – aber allein durchs Zuschauen werden Sie wahrscheinlich nicht plötzlich genauso treffsicher schießen! Auch wenn Sie sich die Szene noch so oft angeschaut haben.

In diesen Fällen wird die motorische Reproduktion durch anhaltende Aufmerksamkeit, Einprägung und Übung erreicht. Man kann nicht durch bloßes Beobachten lernen, aber man kann jeden Schritt der Bewegung nachahmen, regelmäßig üben, von einem Trainer Anweisungen erhalten, Feedback bekommen und seine Technik korrigieren.

Die meisten praktischen Fertigkeiten werden durch diesen Prozess erworben.

Motivation

Zwischen der bloßen Reproduktion einer Handlung und ihrer wirklichen Beherrschung liegt die Motivation

Zwischen der bloßen Reproduktion einer Handlung und ihrer tatsächlichen Beherrschung liegt die Motivation. Nur wer motiviert ist, wird ein beobachtetes Verhalten auch tatsächlich übernehmen.

Kennen Sie das? Sie müssen etwas Neues lernen oder für eine Prüfung büffeln, aber es fällt Ihnen schwer? Oder Sie fühlen sich plötzlich gestresst und ausgelaugt? Diese Reaktionen sind natürlich. Sie zeigen mangelnde Motivation. Viele lernen intensiv für Prüfungen, vergessen das Gelernte aber schnell wieder, weil die Motivation fehlt.

Manchmal treibt uns innere Begeisterung an (intrinsische Motivation). Häufiger sind es jedoch äußere Anreize: Wir wollen die gleichen Ergebnisse erzielen wie unsere Vorbilder (z. B. der Fußballprofi) oder eine gute Note bekommen. In vielen Fällen ist auch die Angst vor negativen Konsequenzen ein starker Motivator.

Entscheidend für erfolgreiches Beobachtungslernen sind gute Vorbilder. Positive Vorbilder schaffen eine hohe Motivation. Ideal sind Vorbilder, die unsere eigenen Werte und Ziele möglichst gut widerspiegeln.

Warum Beobachtungslernen funktioniert

Das Bobo-Doll-Experiment war die erste wissenschaftliche Observation und Dokumentation des Beobachtungslernens. Die Studie bewies etwas, das wir alle kennen: Kinder neigen zu aggressivem Verhalten. Konkret zeigte sich, dass Kinder gewalttätige Handlungen, die sie bei anderen beobachten, nachahmen können. Und dies auch tatsächlich tun.

Bei diesem Experiment zeigten die Forscher den Kindern lediglich einen Film, in dem eine Person aggressiv mit einer Puppe umging. Die Puppe wurde getreten, geschlagen und auf andere Weise angegriffen. Am Ende des Films trat einer von drei Fällen ein:

  1. Die Person wurde für ihr Verhalten bestraft.
  2. Die Person wurde für ihr Verhalten belohnt.
  3. Nichts, der Film war zu Ende.

Anschließend erhielten die Kinder dieselbe Puppe, die sie zuvor im Film gesehen hatten.

Wurde die Person für ihr Verhalten bestraft, zeigten die Kinder weniger Gewaltbereitschaft gegenüber der Puppe. Wurde die Person jedoch belohnt oder gab es keine Konsequenzen, neigten die Kinder ebenfalls zu aggressivem Verhalten.

Das Beobachtungslernen ist dem Menschen angeboren, manchmal in einem erschreckenden Ausmaß!

Beispiele für Beobachtungslernen, die Sie in Ihr Online Learning integrieren können

Online Learning bietet viele Vorteile, doch es erschwert den natürlichen Prozess des Beobachtungslernens. Aber mit den richtigen Methoden lassen sich die Vorteile trotzdem in den Online-Unterricht integrieren.

Videodemonstrationen

Fügen Sie Ihrem Online-Kursmaterial Videovorführungen hinzu.

Jede gute E-Learning-Software sollte die Einbindung von Videos ermöglichen. Lernmanagementsysteme (LMS) wie Easy LMS machen es besonders einfach, Videomaterial in Ihre Kurse zu integrieren.

Videovorführungen lassen sich leicht in jeden Kurs integrieren und sind den Aufwand der Erstellung allemal wert, denn sie bieten das umfassendste Anschauungserlebnis, das virtuell vermittelt werden kann.

Damit Ihre Videoinhalte echte und wertvolle Beobachtungserfahrungen bieten, sollten Sie Folgendes beachten:

  • Legen Sie für jede Videofolie ein bestimmtes Lernziel fest.
  • Verwenden Sie möglichst authentische Szenarien, die Situationen aus dem wirklichen Leben nachahmen.
  • Bieten Sie positive und ein paar negative Beispiele an.
  • Verwenden Sie eine Mischung aus anschaulichen Infografiken, Bildern, Videos, Audiodateien und Präsentationen.
  • Erklären Sie den Entscheidungsprozess, der während der Videodemonstration abläuft.
  • Bieten Sie Gelegenheiten zum Hinterfragen und Nachahmen.
  • Fügen Sie Quiz-Funktionen hinzu.

Szenariobasiertes Lernen

Szenariobasiertes Lernen ist so selbsterklärend wie es klingt

Szenariobasiertes Lernen ist so selbsterklärend, wie es klingt. Es ist Lernen auf der Grundlage eines bestimmten Szenarios!

Die andere gute Nachricht: Szenariobasiertes Lernen ist effektiv und einfach anzuwenden. Wenn Sie ein Szenario entwerfen, in dem die Lernenden beobachten und lernen können, denken Sie an die vier Phasen des Beobachtungslernens und gehen Sie folgendermaßen vor:

  • Erstellen Sie fiktive Szenarien, in denen das gesamte relevante Wissen demonstriert wird.
  • Sorgen Sie dafür, dass jedes Szenario ein klares gewünschtes Ergebnis hat, das getestet oder wiederholt werden kann, um es zu behalten.
  • Schaffen Sie Möglichkeiten für Rollenspiele und Quiz, die die Konsequenzen für die Reproduktion nachahmen.
  • Fügen Sie Gamification-Elemente, Belohnungen und andere Formen der positiven Verstärkung zur Motivation hinzu.

Sie können szenariobasierte Lerninhalte auf verschiedene Weise vermitteln. Am einfachsten ist dies bei Live-Kursen. Einige Beispiele für szenariobasiertes Lernen, die Sie verwenden können, sind:

  • Verkaufssimulationen mit Audio.
  • Immersive Simulationen, die Konsequenzen untersuchen.
  • Simulatoren für Diagnose und Diagnostik.

Einfaches Beobachtungslernen mit Easy LMS

Die gute Nachricht ist, dass Easy LMS alle Funktionen bietet, die Sie benötigen, um Beobachtungslernen ganz natürlich in Ihre E-Learning-Erfahrungen zu integrieren!

Wir bieten verschiedene Medientypen an, mit denen Sie Ihren Lernenden beliebige Inhalte zur Verfügung stellen können. Wenn Sie beobachtbare Szenarien lehren und erstellen können, macht Easy LMS die Zusammenstellung Ihres Kurses einfach. Es ist praktisch wie PowerPoint, aber intuitiver. Erstellen Sie Kurse auf der Grundlage von Folien und gestalten Sie sie ansprechender, indem Sie Videos, Audio und mehr hinzufügen!

Nützliche Ressourcen

  1. Beobachtungslernen verstehen: ein verhaltensübergreifender Ansatz
  2. Wie Beobachtungslernen das Verhalten beeinflusst
  3. Was ist Beobachtungslernen?
  4. Beobachtungslernen

FAQ: Häufig gestellte Fragen

  • Wer hat das Konzept des Beobachtungslernens vorgeschlagen?
    Albert Bandura schlug das Konzept des Beobachtungslernens zusammen mit seinen Kollegen in den 60er und 70er Jahren erstmals vor. Seine frühen Studien konzentrierten sich auf Vorbilder und deren Auswirkungen auf die Aggression von Jugendlichen.
  • Was ist Beobachtungslernen in der Psychologie?
    Beobachtungslernen ist ein vierstufiger Prozess in der Psychologie, der erklärt, wie Menschen durch das Beobachten lernen. Die Theorien des Beobachtungslernens haben erhebliche Auswirkungen auf Erziehungsmethoden, insbesondere für kleine Kinder.
  • Ist Beobachtungslernen wie stellvertretendes Lernen?
    Beim stellvertretenden Lernen geht es um die Aufmerksamkeit auf einen Prozess, während es beim Beobachtungslernen eher um das bloße Zuschauen geht.

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